Randgruppenliteratur in Deutschland


Unter Randgruppenliteratur verstehen wir Texte, die von gesellschaftlich am Rande lebenden, oft bewusst oder unbewusst ausgegrenzten Menschen geschrieben werden. Die Produktion solcher Texte ist, auch wenn sie von der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen, abgelehnt oder verboten werden (vgl. Zensur im Gefängnis), von beachtlicher Vielfalt und Menge.

Diese Texte werden geschrieben von:

inhaftierten Menschen
von Menschen in psychischen Krisen
von Obdachlosen
und von Straßenkindern, Arbeitslosen, Drogenabhängigen, ethnischen Minderheiten wie Migranten, Zigeunern etc.

sie umfassen eine Vielzahl von Formen:

aus dem im engeren Sinn literarischen Bereich
z.B. Gedichte, Erzählungen, Romane, Theaterstücke, Hörspiele, Essais;
ferner aus dem journalistischen Bereich
z.B. Kommentare, Reportagen, Erfahrungsberichte, Essais, Patientenzeitungen
aus der Psychiatrie, Zeitschriften von Psychiatrieerfahrenen, Obdachlosenzeitungen, Straßenmagazine,
Arbeitslosenzeitungen, Diskussionsforen zu Krankheiten und psychischen Krisensituationen im Internet;
außerdem aus dem Bereich privaten Schreibens z.B. Tagebücher, Briefe, Kurznotizen, spontane Assoziationen,
Schreibfragmente, ungeformte expressive Texte, autobiographische Texte.

sie entstehen aus einem starken Schreibbedürfnis:

um die eigene Situation, Leid und Not auszudrücken, sich seelisch zu entlasten, sich aus der Isolation zu befreien und eine Kommunikation mit Betroffenen oder Menschen der engeren Umgebung herzustellen, als Hilferuf, als Versuch, schreibend die eigene Situation zu ertragen und Öffentlichkeit herzustellen, Informationen weiter zu geben, die eigenen Rechte einzuklagen, Widerstand zu leisten oder auch die Verhältnisse real zu ändern. Das Schreiben reicht in seiner Wirkung von der psychischen Entlastung mit z.T. therapeutischen Effekten (s. Poesietherapie, Schreibtherapie, Literatur und Psychiatrie, autobiographisches Schreiben, expressives Schreiben, personal-kreatives Schreiben) bis hin zum Schreiben als Aufklärung und sozialem Protest ( (s.„Gegenöffentlichkeit“, „engagierte Literatur“). Randgruppenliteratur erreicht selten die Aufmerksamkeit einer großen Öffentlichkeit. Und doch ist die Veröffentlichung von Randgruppenliteratur von hoher Bedeutung, da sie einen Einblick in eine den meisten Menschen unbekannte Welt gewährt.

Bedeutung von Randgruppenliteratur

Für die Öffentlichkeit ist die Randgruppenliteratur von hoher Bedeutung, da sie einen Einblick in eine den meisten Menschen unbekannte Welt gewährt. Für die Integration von Randgruppen oder individuell ausgegrenzten Menschen ist es wichtig, ihnen zuzuhören, sie aus authentischen Texten kennen zu lernen und so fähig zu werden, mit ihnen zu reden und in einen wirklichen Dialog zu treten statt autoritär und unter Verletzung der Menschenwürde nur über sie zu reden und über ihre Köpfe weg von oben oder außen und undemokratisch zu entscheiden. Es ist für die Öffentlichkeit auch wichtig, im Spiegel der Randgruppenliteratur das eigene Gewaltpotential wahrzunehmen, das zum Ausschluss einzelner Personen oder ganzer Menschengruppen geführt hat.

Randgruppenliteratur erreicht selten die Aufmerksamkeit einer großen Öffentlichkeit:

Sie bleibt oft aufgrund der Intimität der Texte oder des mangelnden Interesses der Öffentlichkeit an Randgruppen und Randgruppenliteratur unveröffentlicht oder erscheint als Eigendruck und in kleineren Verlagen ( „graue Literatur“, „Alternativliteratur“), bisweilen allerdings auch in größeren Verlagen, z.B. Taschenbuchreihen zu auffälligen Biographien (autobiographische Erfahrungstexte zu Migrationsschicksalen, Gewalt gegen Mädchen und Frauen, Kampf gegen lebensbedrohende Krankheiten, Sucht etc.). Die von Randgruppen selbst herausgegebenen Zeitungen erreichen unterschiedliche Auflagen: Gefangenenzeitungen liegen bei 300 bis 3500 Exemplaren (Ulmer Echo, Düsseldorf) oder sogar 5000 (Lichtblick Berlin) ; Patienten- und Psychiatrieerfahrenen- Zeitungen liegen meist unter 1000 Exemplaren; Obdachlosenzeitungen bzw. Straßenmagazine dagegen mit 10 000 und mehr wesentlich höher.

Eine seit wenigen Jahren immer mehr genutzte Möglichkeit ist das Internet, in dem sich bestimmte Problemgruppen Foren für den Austausch über ihre Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Textsorten und in sehr unterschiedlichen Problembereichen geschaffen haben. Mit dem Internet gibt es inzwischen auch gute Erfahrungen über den schriftlichen Austausch mit Ärzten („Interapie“), Seelsorgern oder Sozialpädagogen.

Texte zur Randgruppenliteratur

Unter Randgruppenliteratur versteht man Texte, die von gesellschaftlich am Rande lebenden, oft bewusst oder unbewusst ausgegrenzten Menschen geschrieben werden. Die Produktion solcher Texte ist, auch wenn sie von der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen, abgelehnt oder verboten werden (vgl. Zensur im Gefängnis), von beachtlicher Vielfalt und Menge. Diese Texte werden geschrieben von: inhaftierten Menschen von Menschen in psychischen Krisen von Obdachlosen und von Straßenkindern, Arbeitslosen, Drogenabhängigen, ethnischen Minderheiten wie Migranten, Zigeunern etc. sie umfassen eine Vielzahl von Formen: aus dem im engeren Sinn literarischen Bereich z.B. Gedichte, Erzählungen, Romane, Theaterstücke, Hörspiele, Essais; ferner aus dem journalistischen Bereich z.B. Kommentare, Reportagen, Erfahrungsberichte, Essais, Patientenzeitungen aus der Psychiatrie, Zeitschriften von Psychiatrieerfahrenen, Obdachlosenzeitungen, Straßenmagazine, Arbeitslosenzeitungen, Diskussionsforen zu Krankheiten und psychischen Krisensituationen im Internet; außerdem aus dem Bereich privaten Schreibens z.B. Tagebücher, Briefe, Kurznotizen, spontane Assoziationen, Schreibfragmente, ungeformte expressive Texte, autobiographische Texte. sie entstehen aus einem starken Schreibbedürfnis: um die eigene Situation, Leid und Not auszudrücken, sich seelisch zu entlasten, sich aus der Isolation zu befreien und eine Kommunikation mit Betroffenen oder Menschen der engeren Umgebung herzustellen, als Hilferuf, als Versuch, schreibend die eigene Situation zu ertragen und Öffentlichkeit herzustellen, Informationen weiter zu geben, die eigenen Rechte einzuklagen, Widerstand zu leisten oder auch die Verhältnisse real zu ändern. Das Schreiben reicht in seiner Wirkung von der psychischen Entlastung mit z.T. therapeutischen Effekten (s. Poesietherapie, Schreibtherapie, Literatur und Psychiatrie, autobiographisches Schreiben, expressives Schreiben, personal-kreatives Schreiben) bis hin zum Schreiben als Aufklärung und sozialem Protest ( (s.„Gegenöffentlichkeit“, „engagierte Literatur“). Randgruppenliteratur erreicht selten die Aufmerksamkeit einer großen Öffentlichkeit. Und doch ist die Veröffentlichung von Randgruppenliteratur von hoher Bedeutung, da sie einen Einblick in eine den meisten unbekannte Welt gewährt.

Beispiele zur Gefangenenliteratur


Gefangenenliteratur. Sprechen - Schreiben - Lesen in deutschen Gefängnissen

Gefangenenliteratur

Uta Klein, Helmut H. Koch (Hg.): Gefangenenliteratur. Sprechen - Schreiben - Lesen in deutschen Gefängnissen. Hagen, Reiner Padligur Verlag 1988.

Wie sieht die Kommunikation hinter den Mauern aus? Welche Sprache wird gesprochen? Welche anderen Formen der Selbstäußerung gibt es? Welche Möglichkeiten werden den Gefangenen überhaupt eingeräumt, sich mitzuteilen? Untereinander und über die Mauern hinweg? Welche Formen von Zensur und Repression stehen dem entgegen?
Dieses Buch versucht erste Antworten, Anstöße zu geben.
Es ist interdisziplinär angelegt, um vor lauter Detailanalysen nicht den Kernpunkt aus dem Auge zu verlieren:
das Gefängnis als System und seine Auswirkungen auf die in ihm eingesperrten Menschen.
Die Autoren und Autorinnen dieses Buches kommen aus den Rechtswissenschaften, der Sprach- und Kommunikationswissenschaft, der Diplompädagogik, der Sozialarbeit, der Kunst- und Literaturwissenschaft, aus der Justizverwaltung und aus dem schriftstellerischen und journalistischen Bereich. Auch Beiträge von Gefangenen selbst sind aufgenommen, denn wer ist kompetenter als sie?

Mit der Flaschenpost gegen einen Ozean

Gefangenenliteratur

Koch, Helmut H. (Hg.):
Mit der Flaschenpost gegen einen Ozean. Briefe aus dem Knast.
Unter Mitarbeit von Nicola Keßler, Anja Vomberg und Hildegard Wiethüchter. Münster, Edition amRand 1998.
„Gegenwärtig wohl das Beste zu diesem Gegenstand auf dem deutschen Büchermarkt"
... urteilt das Bremer Strafvollzugsarchiv in seiner Rezension der Veröffentlichung Mit der Flaschenpost gegen einen Ozean. Briefe aus dem Knast, die von Helmut H. Koch unter Mitarbeit von Nicola Keßler, Anja Vomberg und Hildegard Wiethüchter herausgegeben wurde.
Dies ist ein Buch über den Knast aus der Sicht von Gefangenen, von denen eine Auswahl eindrucksvoller Briefe in diesem Band veröffentlicht sind. Die Briefe drehen sich um die Themenkreise Haftalltag, Ausländer, Lange Strafen, Vergewaltigung, Medizinische Versorgung, Zensur und Entlassung. Im Anhang der Publikation finden sich Erläuterungen zu den in den Briefen erwähnten knastspezifischen Sachverhalten.

Freiheit gestreift

Gefangenenliteratur

Freiheit gestreift - Texte gegen den Knast, Überwachen - Strafen - Widerstand
Widerstehen, um sich das Leben nicht ganz aus der Hand nehmen zu lassen

Koch, Helmut. H., N. Keßler: Widerstehen, um sich das Leben nicht ganz aus der Hand nehmen zu lassen. Schreiben im Knast. In: Unrast, Anares Nord (Hg.): Freiheit gestreift. Münster, Unrast-Verlag 1995.


In einem Fremdenland

Gefangenenliteratur

Abschiebeknast - Das dreifache Unrecht im Namen des Rechts

Koch, Helmut H.: Abschiebeknast - Das dreifache Unrecht im Namen des Rechts. In: Behnen, Ulrike (Hg.): In einem Fremdenland: Flüchtlinge und Deutsche erzählen. Münster, Unrast 1995.

Menschen im Gefängnis


Menschen im Gefängnis: Literarische Selbstzeugnisse, authentische Texte und Materialien für den schulischen und ausserschulischen Unterricht
Keßler, Nicola, Klein, Uta, Koch, Helmut H., Theine, Elisabeth: Menschen im Gefängnis. Literarische Selbstzeugnisse, authentische Texte und Materialien für den schulischen und außerschulischen Unterricht. Bonn: Forum Verlag Godesberg 1996.

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